Der Turbo in der Führung
von Marc Klejbor, 3 min. LesezeitWann identifizieren wir Menschen uns am meisten mit unserem Gegenüber? Wann stellen wir unsere maximale Leistung zur Verfügung? Und wann fühlen wir uns am stärksten motiviert?
Auf alle drei Fragen gibt es aus unserer Sicht eine Antwort:
"Wenn unser Chef
- uns als Mitarbeitende versteht,
- auf unsere Bedürfnisse eingeht,
- unsere Sehnsüchte erkennt,
- die Erfüllung unterstützt und
- wir regelmäßige echte Erfolgsmomente erleben."
Vor über zwanzig Jahren entdeckte der US-Motivationsforscher Steven Reiss genau das fehlende Führungs-Puzzle-Teil, damit wir Entscheider unsere Mitarbeiter viel besser verstehen lernen als jemals zuvor. Unser Führungsfokus wird erweitert, um die sogenannten Lebensmotive eines Menschen.
Ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag
Kennst du das? Du bist Entscheider (selbstständiger Unternehmer oder angestellte Führungskraft) und sprichst mit einem Mitarbeiter über eine Aufgabenerledigung. Er gibt dir das Gefühl, dass er dich richtig verstanden hat und beginnt sofort mit der Umsetzung? Und ein anderer Mitarbeiter, den du auf die gleiche Art und Weise führst, macht einen völlig überforderten Eindruck?
Früher verstand ich die Welt nicht mehr. Ich suchte den Fehler stets bei mir und wollte mich verbessern. Im Laufe der Zeit fragte ich immer häufiger nach. Ich wollte wissen, wieso mein Gegenüber sich unter- bzw. überfordert fühlte. Statt mehr Klarheit zu erhalten, überforderte mich die Komplexität des Menschen völlig.
Die identitätsorientierte Führung
Doch dann lichtet sich der Führungsnebel und ich lernte das Verhalten der Menschen zu verstehen. Den Menschen quasi anhand der Körpersprache und der Äußerungen deutlich tiefer und bewusster zu erkennen und durch Rückfragen zu verstehen.
Was war geschehen? Statt alles in richtig oder falsch zu bewerten, lernte ich die Lebensmotive der Menschen kennen. Ich lernte eine neue Führung kennen: Die motiv- bzw. identitätsorientierte Führung.
Ein Beispiel für deine Führungs-Praxis
Ein Lebensmotiv heißt „Macht“. Menschen mit einem hoch ausgeprägten Macht-Motiv entscheiden gerne. Sie übernehmen gerne Verantwortung und fühlen sich dabei wohl, wenn der Vorgesetzte ihnen diese Möglichkeiten einräumt.
Wenn ich also mit einer Führungskraft zusammenarbeite, die ein hoch ausgeprägtes Macht-Motiv auslebt, überlasse ich die Entscheidungen meinem Gegenüber, denn das lässt seine Motivationsquellen sprudeln:
- Was möchtest Du als Erstes erledigen?
- Projekt 1 oder Projekt 2?
Mitarbeiter mit einem niedrig ausgeprägten Macht-Motiv sind nicht besser oder schlechter als die Macht-Hohen. Sie denken, empfinden und verhalten sich anders. Wenn wir ihnen auch die Wahl der Projekte überlassen, können sie zwar auch entscheiden, aber fühlen sich dabei nicht so wohl. Denn sie sind eher an den Menschen orientiert, also die optimalen Dienstleister und geraten bei Entscheidungen schneller in eine Überforderung.
Es gibt kein besser oder schlechter
Auch wenn Erst-Anwender sofort den idealen Reiss-Code suchen, existiert dieser nicht. Es gibt kein besser oder schlechter. Auch wenn die Rolle des „Richters“ in uns, uns ständig davon überzeugen will.
Warum? Weil es in einem Unternehmen eine Fülle von Aufgaben gibt, die alle Motivausprägungen – also hoch und tief – erfordern.
Nochmal: Lebensmotiv "Macht"
Bleiben wir beim Lebensmotiv „Macht“: Kein Team würde reibungslos funktionieren, wenn alle Teammitglieder ein hoch ausgeprägtes Macht-Motiv leben. Ständig würden die Entscheidungen infrage gestellt und neu getroffen werden. Und bevor dann wirklich in die Umsetzung gewechselt wird, würde ein anderer Macht-hoher wieder die Entscheidung infrage stellen.
Ein Team braucht daher mindestens einen sogenannten „Spezialisten“. Einen Mitarbeiter mit einer möglichst gegensätzlichen Motivausprägung zu den anderen. Der Spezialist teilt den anderen seine Sicht auf die Dinge mit. Somit kann dann eine Entscheidung aus einem wissenderen Standpunkt heraus getroffen werden.
Enorme Vorteile
Das Wissen über diese Lebensmotive beschert uns heute einen enormen Vorteil bei der Führung unserer ganz verschiedenen Mitarbeiter-Charaktere. Nicht nur wir verstehen unsere Mitarbeiter besser, sondern wir haben auch viel mehr Toleranz und Verständnis für die persönlichen Vorzüge eines jeden Einzelnen.
Und wir können uns auch untereinander besser darüber austauschen, denn jeder in unserem Team kennt seine persönlichen Quellen der Lebensmotivation.
Weiteres Praxis-Beispiel: Motiv Ordnung
Eine kurze Workshop-Übung. Agiere bitte als ein aufmerksamer Beobachter:
Du kommst als Besucher in ein Unternehmen und stellst mit einem 360 Grad Rund-um-Blick fest, dass in dem Großraumbüro scheinbar eine Bombe explodiert ist. Es existiert keine ersichtliche Grundordnung. Auf und unter den Schreibtischen herrscht Chaos. Und die Ablage ist mit Sicherheit schon seit längerer Zeit nicht erledigt worden.
Was beobachtest du?
(Anm. zuerst bitte kurz nachdenken, bevor du weiterliest.)
Wenn ich das beobachte, vermute ich ein Team von kreativen Menschen. Die Menschen lieben vermutlich neue Ideen, Flexibilität und Freiheit. Sie agieren und reagieren spontan, sind schnell zu begeistern. Aber die Begeisterung muss aufrechterhalten werden, damit ein Projekt auch wirklich bis zum Ende und nicht nur zu 90% erledigt wird.
Und JA, es fehlt ein Mitarbeiter mit einem hoch ausgeprägten Ordnungsmotiv. Oder wenn es einen davon im Team gibt, hatte dieser bereits kapituliert, vielleicht auch durch seine hohe Orientierung an den Menschen. 😎
Werde zum "Menschen-Flüsterer"
Erkennst du den wahren Schatz für deine Leadership-Excellence in den Lebensmotiven? Du erhältst viel mehr Verständnis, viel mehr Informationen über dein Gegenüber. Du wirst zum sogenannten „Menschen-Flüsterer". Du bist nicht mehr nur auf die Kommunikation (auditiven Sinn) in der Führung angewiesen, sondern erweiterst dein Repertoire, um den visuellen- und den kinästhetischen Sinn.
Wir empfehlen folgende Vorgehensweise
Wenn du dich für diese überragenden Führungskompetenzen interessierst, sende uns eine Anfrage an anfrage@erfolgsimpulse.eu. Wir empfehlen jedem Entscheider zuerst sein eigenes Reiss-Profile kennenzulernen - also zuerst sich selbst besser zu verstehen. Um die Ausprägungen im eigenen Verhalten zu beobachten und zu verstehen. Und im zweiten Schritt können wir dann für dein Team ein Reiss-Profiling erstellen.
"Erst wenn ich mich selbst besser verstehe, kann ich das Verhalten anderer Menschen deutlich besser nachvollziehen."