Kein schönes Thema, aber enorm wichtig - gerade in der aktuellen Zeit.
Wir gucken in die BWA und da steht Plus, ich gucke auf das Konto und da steht Minus?!
Ähnliche Fragen höre ich immer wieder von Unternehmern. Sie stellen diese Frage, wenn wir eine vertrauensvolle Verbindung haben. Und ich freue mich darüber sehr, dass es diesen Unternehmer und sein Unternehmen noch gibt.
Warum? Weil diese Unternehmer ihre steuerlichen Verpflichtungen erfüllt haben. Das setzt voraus, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche hinten angestellt haben, denn sonst würde es das Unternehmen nicht mehr geben.
Daher möchte ich hier kurz aufklären und ermutigen, so lange Deinen Steuerberater zu befragen, bis Du die Zusammenhänge und Wechselwirkungen verstehst. Denn Du als Unternehmer musst diese kennen, beherrschen und anwenden lernen - denn in Deinem Unternehmerleben erwarten Dich wertvolle Lern-Tsunamis - bspw. wenn Dir der A*** auf Grundeis geht, weil das Konto im Vollanschlag ist und die nächsten Löhne in drei Tagen überwiesen werden müssen.
Doch vorher die Ursache für den Zustand aus meiner Erfahrung mit unzähligen Unternehmern. Die Ursache liegt im Mindset: "Marc, dafür habe ich meinen Steuerberater! Das regelt er."
Meine Antwort darauf: "Echt? Ich bin interessiert, wie macht der das? Und in welchem Intervall? Und wie zahlst Du ihn dafür?". Die Antworten gehen auf einen gemeinsamen Nenner: falsche Annahmen!
Du - als Unternehmer - hast insgesamt acht Hauptaufgaben eines Unternehmers zu erfüllen. Und dazu gehören die Voraussetzungen für eine sichere Unternehmensführung und optimale Unternehmensentwicklung. Und diese sind direkt mit dem Cash (der Liquidität) verbunden.
Und jetzt meine Antwort zu der Headline-Frage, in meiner Form der Tacheles-Kommunikation:
- Ja, diesen Zustand kenne ich.
- Ja, es ist mir aus Unkenntnis passiert, weil ich nicht wusste, was mich erwartet, wenn der Gewinn ein Vielfaches von einem durchschnittlichen Monatserlös übersteigt.
- Ja, gewöhne Dich daran, denn es ist von unserem steuerlichen System in Deutschland gewollt und gelebt.
- Ja, Du kannst Dich gerne mit "vermeintlich" schlauen Steuerspar-Modellen auseinandersetzen, um pfiffiger zu sein als der Staat. Aber es fällt Dir wie ein heißes Holzkohlebrikett in den Schoß.
- Und vermutlich gerade dann, wenn Du in der dritten Phase einer Krise steckst: der Liquiditätskrise. (Anm. sehr hohe Lernkurve. Hier wirst Du Deine mentalen Muskeln massiv spüren und trainieren.)
Meine Empfehlungen:
- Lasse Dir das von Deinem Steuerberater erklären. So lange, bis Du es mit eigenen Worten wiedergeben kannst.
- Dann erklärst Du es nacheinander drei Mitarbeitern. Notiere Dir ihre Rückfragen und lasse Dir auch diese Antworten vom Steuerberater erklären.
- Am Ende solltest Du - im Schlaf - den Unterschied zwischen steuerlichem Gewinn und Liquidität in 60 Sekunden erklären können.
Und noch eine Herzensempfehlung: Wenn Du denkst: "Wann soll ich das denn noch machen?" oder "Neee, ich suche lieber den nächsten Kunden und verkaufe ihm ein Produkt!", dann "parke" mindestens den dreifachen Monatserlös auf ein Geschäftskonto. Du wirst das "Liquiditäts-Honigtöpfchen" brauchen.
Und meine letzte Herzensempfehlung: Suche keinen Schuldigen an Deinem Unternehmens-Ist-Zustand. Nicht der Staat ist schuld, oder ein Krieg, oder der Kunde. Du siehst ihn jeden Morgen beim Zähneputzen im Spiegel.
Als Unternehmer hast Du "es" nicht kommen sehen, hast "es" falsch eingeschätzt oder die falschen Entscheidungen getroffen. Egal! Passiert ist passiert. Da darfst Du loslassen und akzeptieren lernen.
Du steckst jetzt mit Deinem Unternehmen mitten im Schlamassel. Du bist da reingekommen, also sehe die Ist-Situation als wertvolle Wachstumschance, um da wieder rauszukommen. Als Unternehmer kannst und wirst Du gestalten und wachsen - wenn Du es willst! Denn der Preis unserer Freiheit heißt Verantwortung.